"Der jüdische
Anwalt Philipp Loewenfeld, der auf Wunsch Eisners an der ersten
bayerischen demokratischen Verfassung mitarbeitete, urteilte in seinen
Erinnerungen: „Kurt Eisner war persönlich eine von Grund aus saubere
Natur. Er hatte den festen Glauben, dass der Mensch an sich gut sei und
dass durch richtige Gestaltung der äußeren Umstände das Gute in ihm
geweckt und erhalten werden könne.“ (Ferdinand Kramer)
Dieser Anwalt hatte eine Menge Erinnerungen zuerst nach Zürich, dann in die USA mitgenommen und aufgeschrieben, hiesige Bearbeitende haben einen recht großen Apparat an Anmerkungen beigesteuert, die jene Zeitgeschichte aus der SPD-Sicht, durchaus mit kritischen Anteilen zur Partei, durchsichtiger machen.
Philipp Loewenfeld (* 23. September 1887 in München; † 03. November 1963 in New York / USA) war ein deutscher Jurist.
Unter Kurt Eisner arbeitete er zusammen mit zwei Kollegen 1918 eine demokratische bayerische Verfassung aus. Ferner wurde der Rechtsanwalt als Verteidiger in einigen aufsehenerregenden politischen Strafprozessen der der Weimarer Republik bekannt. Er emigrierte 1933 vor den Faschisten in die Schweiz und 1938 in die USA. Aus dem Exil kehrte er nicht mehr zurück.
Er ist der Namensgeber der Philipp-Loewenfeld-Straße auf der Schwanthalerhöhe.
(Quelle: Muenchen.de: Straßenneubenennung 2006)
https://www.muenchenwiki.de/wiki/Philipp_Loewenfeld
Werke
- Das Strafrecht als politische Waffe. Berlin 1933.
- Der politische Mord. Zürich 1936. ( veröffentlicht unter dem Pseudonym Hans Kilian)
- Recht und Politik in Bayern zwischen Prinzregentenzeit und Nationalsozialismus. Die Erinnerungen von Philipp Loewenfeld Ebelsbach 2004. (Geschrieben 1942, Autobiographie)
- dazu: Peter Landau/Rolf Rieß (Hg.), Recht und Politik in Bayern
zwischen Prinzregentenzeit und Nationalsozialismus. Die Erinnerungen von
Philipp Loewenfeld (Münchener Universitätsschriften - Juristische
Fakultät, Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung
91), Ebelsbach 2004.
bei der deutschsprachigen Wikipedia: Philipp Loewenfeld.
fairmuenchen.de/philipp-loewenfeld
In seinen Erinnerungen beschreibt er sein Aufwachsen in München als
Sohn eines Anwalts und „Honorar“-Professor: Damals konnte ein Jude nicht
ordentlicher Professor werden, auch, wenn er noch so renommiert und
wissenschaftlich anerkannt war,
im Wilhelmsgymnasium waren mit ihm die adeligen
arroganten königlichen „Eselknaben“ in bunten Uniformen, und in der
militärischen Schinderei der Grundausbildung waren Mitschüler plötzlich
was „Besseres“.
An Eisners Ankündigung der Revolution am 7. November 1918
glaubt er nicht, am 20. Okt. ist er als königlicher Militär auch noch
nicht bereit, in einer Räte-Regierung eine Aufgabe zu übernehmen, im
Auftrag seiner Militärverwaltung ist er während der Revolutionstage noch
in Tirol.
Recht und Politik in Bayern zwischen Prinzregentenzeit und Nationalsozialismus –
Die Erinnerungen von Philipp Loewenfeld
Münchner Universitätsschriften – Juristische Fakultät – Abhandlungen
zur Rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung – Band 91 –
Herausgegeben von Peter Landau, Dieter Nörr, Bernd Schünemann] Peter
Landau / Rolf Rieß Hg. 2004 Ebelsbach
Empfehlung in der Landeszentrale für politische Bildung:
Recht und Politik in Bayern zwischen Prinzregentenzeit und Nationalsozialismus Artikel-Nr.: 05300534 – kostet 8,00 €
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Seine oft beißenden Beschreibungen, auch mitten aus dem politischen
Geschehen, und seine bitteren Erwägungen, der SPD beizutreten, klingen
absolut aktuell, er kann die Rolle und Sicht der Sozialdemokratie in
jenen und heutigen Jahren reflektieren helfen …
Die Vorgeschichte beginnt tatsächlich in der Prinzregentenzeit,
in der Ludwig Thoma als junger Anwalt in der Kanzlei seines Vaters
arbeitete, geht ausführlich auf die Diskriminierung als jüdischer Soldat
in der Militär-Ausbildung und an der Hochschule ein, mit
Auseinandersetzungen zu den Schlagenden Verbindungen und einer
Auseinandersetzung zur studentischen Wohnungsnot.
Loewenberg übernahm dann den Vorsitz im Sozialwissenschaftlichen Verein,
in dem Jujo Brentano 1909,
mit einem Vortrag zu den Arbeiterwohnungsverhältnissen in München in
der „Neuen Akademie“, einer Bierwirtschaft gegenüber der Universität,
den Eröffnungsvortrag hielt, zu der auch Prinz Ludwig, der spätere
Ludwig III. kam und sich am Vorstandstisch über die erste studierende
Frau seines Lebens wunderte und anschließend vergaß, sein Bier zu
bezahlen.
Fechenbach, Eisners Sekretär, seine Frau und Kurt Eisner bei einer Demonstration
Die Erinnerungen von Philipp Loewenfeld, Verfasser der ersten Verfassung des Freistaat Bayern
im Auftrag Kurt Eisners, in gut 700 Seiten mit Kommentaren und weiteren
Quellen versehen, lesen sich hervorragend und geben einen anschaulichen
Blick auf das Leben des jüdischen Rechtsanwaltes und Honorarprofessor
für Recht, der sich in der vor-Revolutionszeit schon zu
sozialwissenschaftlichen Fragen organisierte.
Seine oft beißenden Beschreibungen, auch mitten aus dem politischen
Geschehen, und seine bitteren Erwägungen, der SPD beizutreten, klingen
absolut aktuell, er kann die Rolle und Sicht der Sozialdemokratie in
jenen und heutigen Jahren reflektieren helfen …
Der Beitritt zur SPD ist schon eine Abrechnung / Entschuldigung / Kritik
Auf mehreren Seiten geht er – nach den grundlegenden Erwägung, auch
seines Vaters, als Anwalt eigentlich nicht einer Partei angehören zu
wollen, auf die Situation ein: S. 110
Aber auch an der Einstellung der
Sozialdemokraten, die in der damaligen deutschen Politik die äußerste
Linke darstellten, stieß mich Vieles ab. Die Partei war noch von den
alten radikalen Parolen revolutionärer Art beherrscht, wie sie in ihrer
Entwicklungszeit sozusagen klassisch geworden waren, und sie von alt
gewordenen Führern, wie Bebel und Singer, und jüngeren hinzugekommenen
marxistischen Theoretikern mit einem wahrhaft konservativen
Revolutionarismus gepflegt wurden.
Innerlich hatte die Partei trotz aller
radikalen Gesten längst ihren Frieden oder wenigstens ihren
Waffenstillstand mit der Gegenwartsordnung gemacht und dachte nicht
ernstlich daran, die kapitalistische Ordnung oder den monarchistischen
Staat umzustürzen.
Unter dem Einfluss der rapid wachsenden
Gewerkschaftsbewegung, deren Interesse nicht der Verwirklichung eines
Zukunftsstaates, sondern der Hebung der Lage der Arbeiterklasse im
Gegenwartsstaat gehörte (…) hatte sich die sogenannte revisionistische
Bewegung in der Partei, die ihr Ziel nicht in der Revolution, sondern in
der Evolution sah ….
Felix Fechenbach
sollte in der Zeit nach der Revolution als Überlebender mitten aus dem
Geschehen büßen, und ein Schand-Urteil der Münchner Justiz wurde auf
allen Ebenen der Reichs-Justiz kritisiert, aber eisern durchgesetzt: Die
Ordnungszelle Bayern gebiert die faschistische Gesinnungs-Justiz, die
bis heute wirkt.
Weitere Prozesse:
Hausstand der Mühsam's
Witwenrente Frau Eisner?
Vor-Faschismus: So was wie heute?
Die Thule-Gesellschaft, Studiengruppe für germanisches Altertum https://en.wikipedia.org/wiki/Thule_Society
damals im Hotel Vierjahreszeiten hatte schon das Hakenkreuz, die antisemitische katholische Adels-Stimmung, den Rassismus und den militaristischen Herrenglauben.
Der innere Kreis, wie ein Geheim-Orden der Freimaurer organisiert, stand nur arischen Männern offen, die einen Arier-Nachweis über fünf Generationen brachten oder ein-sandten, und dann in einer Samstags-Zeremonie den Kampf und die Verschwiegenheit gelobten.
Geworben wurde in einer Sport-Zeitung, dem Münchner Beobachter, der auch die legendären Pferderennen und Wetten darauf enthielt.
Die zweite Ebene, in der auch Frauen aufgenommen wurde, bildete einen Chor, das Sekretariat und leistete - wie "gefälschte" Rotarmisten - bei den Räte-Sitzungen Spitzeldienste, schrieb Protokolle dafür und klaute Freifahrscheine der Bahn und Stempel.
Sie stellten ein Freikorps auf und hielten Kontakte zur nach Bamberg geflohenen MSPD-Regierung, inszenierten wohl den Palmsonntagsputsch, bei dem Räte wie Erich Mühsam und weitere entführt wurden
und ähnliche Übergriffe, Beschlagnahmungen und Blockaden für Lebensmittel.
Im ersten Weltkrieg war es üblich geworden, Geiseln zu nehmen, um Verhandlungen zu führen, nach der Entdeckung der Organisation durch die Räte wurden sieben bis neuen Personen im Umfeld festgenommen,
behauptet wurde eine Erschießung auf Befehl des Stadtkommandanten, aber auch sein Faksimile-Unterschrifts-Stempel war wohl geklaut ...
Dann galt "Standrecht" in der Stadt, das heißt offiziell, jeder Offizier kann sofort die Todesstrafe befehlen, aber meist kam es noch nicht einmal zu einer Anhörung der Betroffenen.
Wurden Frauen erwischt, konnte eine Vergewaltigung leicht durch Ermordung verdeckt werden, die Totenlisten des Projekt Revolution und Räterepubliken enthalten viele Frauen, die in den Standesämtern registriert wurden.
Die Staatsregierung als Ordnungszelle Bayern sprach die Mörder und Denunzianten von ca 550 sozialdemokratisch, anarchistisch und kommunistisch orientierten Bürgern frei, baute Hitler auf und stellte den Polizeiapparat, der alle Gegner einschüchterte.
wikipedia: Ordnungszelle, gab es in Pressen auch als SPD-Variante
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44318
Eisner during the German Revolution in November 1918 and part of the Ordnungszelle that lasted until May 1924 after handing out more than 31,000 sentences
3 KB (344 words) - 03:39, 23 April 2015
Kahr's administration was essential in turning Bavaria into a "Ordnungszelle" (cell of order), giving room for all kinds of right-wing groups. He
13 KB (1,468 words) - 04:13, 25 November 2014
Eisner during the German Revolution in November 1918 and part of the Ordnungszelle that lasted until May 1924 after handing out more than 31,000 sentences
7 KB (832 words) - 03:46, 22 December 2013
Postdemokratie oder wie kommen wir ohne Krieg uns Zusammenbruch in den Postfaschismus?
Der alte Anti-Kommunismus, in den Ängsten und Worten meines Vaters "Bolschewismus", wirkt bis heute:
Der KALTE KRIEG von 1949 bis 1992 pflegte die Bilder "Die Russen kommen", die emotional gerade gegen Putin in der Ukraine-Übernahme wieder verwendet werden können.
http://raete-muenchen.de
Wann entfernt München alle Straßennamen, die nach Nazis benannt wurden?
Ales Pickar: Oder: Wer war Hella von Westarp?
Aug 18, 2015·9 min read
https://medium.com/deutsch/wann-entfernt-m%C3%BCnchen-alle-stra%C3%9Fennamen-die-nach-nazis-benannt-wurden-5ac8b2f1ee36
Hermann Gilbhard: Die Thule-Gesellschaft