Die Thule-Gesellschaft und die rechten Freikorps
bayrische und Reichs-Justiz
Edmund Heines (1897-1934) war ein Münchner
Geboren am 21.Juli 1897 in München; evangelisch. Besuchte Gymnasium, Realgymnasium; Abitur. 1914 als Kriegsfreiwilliger ins Feld, 1915 verwundet,
1918 zum Offizier befördert.
Nach dem Krieg 1919 mit Freikorps Oberland bei der Befreiung Münchens am 1.Mai 1919 von der Räteherrschaft, dann 1919 bis 1921 (Baltikum, Ruhrgebiet, Oberschlesien) mit dem Freikorps Roßbach.
Seit Ende 1921 Mitglied der NSDAP und SA-Mann. In den Stettiner
Fememord verwickelt. Nach Haftentlassung Fortsetzung des juristischen Studiums. Herausgeber der Broschüre "Der Heinesprozeß, ein Kapitel deutscher Notzeit" (Verlag Franz Eher Nachflg., München). - Mitglied des Reichtages seit der 5.Wahlperiode 1930.
Quelle: Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten reichstagsprotokolle.de/index.html In der genannten Quelle sind auch Portrait-Aufnahmen von Heines aus verschiedenen Jahren abgebildet.
In den deutschen Verlustlisten des 1.Weltkrieges/Ausgabe 770/S. 9880/Liste Bayern Nr. 231 ist Heines als Angehöriger des 9.Feldartillerie-Regiments mit Datum vom 04.11.1915 als schwer verwundet verzeichnet - leider ohne Angaben zum Dienstgrad.forum-der-wehrmacht.de/index.php?user-post-list/51500-amygdala
Emery: Alle meine Köpfe, 1965:
* S. 131: [Beobachtungen als Karikaturenmaler im Reichstag, September 1930]
Ich stand im Foyer, als sie schubweise ankamen, Goebbels raste die Treppe hinauf, was er immer tat, damit man nicht merkte, dass er einen Klumpfuß hatte.
Ein Priester, namens Münchmeyer, der entlaufen war, um Nazi zu werden, sah mich beim Zeichnen. Er bot sich mir als Hilfe an, worauf er mir geduldig die Namen buchstabierte.
Im sozialdemokratischen Preußen war damals das öffentliche tragen von Uniformen verboten. Deshalb waren alle diese Nazis in Überziehern oder Regenmänteln eingetroffen.
Aber sobald sie im Reichstag waren, zogen sie sie aus und standen dann in Stiefeln und Braunhemden da, mit dem Hakenkreuz am Arm. Noch waren sie weit entfernt von den eleganten Nazis, die wir später kennenlernten: Graf Reventlow* trug seine Smokinghose in die Stiefel gesteckt.
Mein Helfer, Münchmeyer, trug eine getupfte Krawatte zu seinem Braunhemd. Die braunen Hemden waren nicht alle braun. Sie reichten in ihren Farben von khaki-gelb bis khaki-grün, und was immer an schmutzigen Farben ausfindig gemacht werden konnte.
Aber ihre Manieren waren uniform. anmaßend und laut. Sie bildeten eine Insel der Ungezogenen, in den Korridoren und Erfrischungsräumen hielten sie sich isoliert von den übrigen Abgeordneten
Der Reichstag, den ich ein Jahr vorher kennengelernt hatte, als ein würdiges bürgerliches Parlament, das nach Bohnerwachs roch, hatte sich in eine uniformierte Baracke mit einem Dunst von Schweiß und alten Schuhen verwandelt.
Göring war anwesend. Er war noch nicht der Bulle, der er später wurde, sondern ein aufgeregter Jungstier, der die Stirn schon zum Stoßen senkt.
Da die Nazis die zweitstärkste Partei waren, wurde er automatisch Vizepräsident des Reichstages, den er drei Jahre später niederbrannte.
Frick, immer mit Akten unter dem Arm, war das Sinnbild des ordnungsliebenden deutschen Bürokraten, wenn er streng unter seinen Raupenbrauen hervor blinzelte;
Gregor Strasser, den Hitler vier Jahre später umbrachte, war ein alpenländischer Ringer mit papageienartigen konvexen Lippen. Sein rasierter Kugelkopf sah gequetscht und unregelmäßig aus, als ob man ihn unter einem Ochsenwagen hervorgezogen hätte.
Einen gab es unter den hundertsieben, der sowohl für mein Auge wie für meinen Verstand wie ein Schlag war, so dass er für mich ein Alptraum wurde und noch ist - eine Symbolform jener falsch konstruierten Halbmenschen, die eine gute Welt zerstörten.
Ich hatte schon vorher von ihm gehört: Edmund Heines, ein Offizier der sogenannten Schwarzen Reichswehr. Deutsche, die über ihre Tätigkeit an die alliierte Kontrollkommission berichteten, wurden nachts aus den Betten geholt, von illegalen Gerichten abgeurteilt und brutal ermordet. Das waren die Fememorde, und Heines hatte sich dafür vor Gericht zu verantworten. [E]
Aber wenn der Richter dem Staat dient und nicht der Gerechtigkeit, dann kommt die Gerechtigkeit zu kurz.
Heines wurde der SA-Führer von München. Er war ein Freund von Röhm und wie dieser homosexuell. So hatten die braven blonden Burschen unter seinem Kommando eine Zeitlang die Aufgabe, in der Stadt nach geeigneten Liebhabern für ihre Kommandeure zu suchen.
Jetzt war er Reichstagsabgeordneter, und ich zeichnete ihn, seine breiten Schultern, seinen Stiernacken und sein Schmiedehammerkinn.
Ich war entsetzt von der Form seines unproportionierten Schädels, der Hirnkasten wie zwischen zwei Brettern zusammengequetscht, nach oben enger werdend und in einer Spitze zulaufend wie ein Zuckerhut, wobei der Gipfel von einem Buschen natürlich gekräuselter Haare geziert war; natürlich blond, um den Unterschied zwischen einem Arier und einem Affen ersichtlich zu machen. [E]
Man nennt das einen Turmschädel. Nach Kretschmers Meinung kommt er häufig unter Schizophrenen vor. Nach meiner Meinung kennzeichnet er ein Unglück unter den Führern von Menschen. Heines hätte ich an diesem Tag nicht verfehlen können, denn er lieferte einen distinguierten Beitrag zu der Debatte. (im Reichstag)
Er redete nicht, aber er setzte sich auch nicht. Er stand in der Nähe seines Sitzes in dem Durchgang zwischen den Bankreihen, und während andere, die keine Nazis waren, redeten, zog er eine Pfeife aus der Tasche und pfiff.
Er demonstrierte klar und eindeutig, was die Nazis vom Parlament hielten. (...)
Nicht alle Mörder in Deutschland waren Abgeordnete des Reichstages.
Manche waren im Gefängnis, und im Auftrag der Ullstein-Presse machte ich einen Besuch am Alexanderplatz, im Polizeipräsidium, um einige zwanzig Polizeiinspektoren zu zeichnen.
Mein Führer war Ullsteins bekannter Polizeireporter, mit dem Spitznamen »Leichen-Gutmann«, weil er so sehr vergnügt wurde und auflebte, wann immer eine Leiche aus der Spree gezogen wurde.
Chef der politischen Polizei war ein Jude, Bernhard Weiss. "Ich werde Ihnen etwas zeigen, was einen Karikaturisten interessieren sollte", sagte er.
Dann öffnete er eine Seitentür, die in einen Raum führte, in dem sich nichts anderes befand als ein Berg von Broschüren mit dem Titel »Das Buch Isidor«. Zielscheibe des Humors war Herr Weiss selber.
»Ein Kerl, der Joseph Goebbels heißt, schrieb es«, sagte er mir. »Es ist ein sehr intelligenter Mann. Aber natürlich habe ich das Buch konfisziert.«
Als ich das nächste mal von Herrn Weiss hörte, war er Flüchtling in Dänemark.
Gutmann begrüßte den Inspektor der Mordkommission, als wäre er sein Zwillingsbruder. Ich bat den Inspektor, sich nicht um mich zu kümmern, während ich ihn beim Verhör eines Mörders zeichnete.
Und ich zeichnete den Mörder dazu, denn er faszinierte mich, besonders wegen seiner Augen. Er konnte sie nicht auf ein Objekt gerichtet halten, sondern bewegte sie hin und her in Angst und Angriffslust.
Was mehr war, ich erkannte diese Augen wieder: Ich hatte sie gerade im Reichstag gezeichnet, die rastlosen Augen von Heines nämlich, deren Bewegungen so krampfhaft und abrupt waren wie die des Mörders.
Der eine Elende war im Gefängnis, der andere war Abgeordneter seines Landes, und bald sollte ihm Gewalt über Leben und Tod von Hitler übertragen werden.
Unter den Nazis, die ich zeichnete, waren allzu viele so wie er: Röhm, Bormann, Greiser, Sepp Dietrich, sie waren alle Vögel aus dem gleichen Nest.
1934, in der blutigen Säuberung,wurde Heines im Bett mit einem jungen Burschen gefunden und umgebracht. Kannte Hitler seinen zerstörerischen Charakter und den Röhms und der anderen?
Natürlich wusste Hitler Bescheid, so wie diejenigen, die Hitler als ihr starkes Bollwerk gegen den Bolschewismus akzeptierten, auch wussten, dass Röhm und Heines seine Freunde waren. Ich sah den Nazis zu, wie sie im Herbst 1930 Drachenzähne säten. Ein Jahr später fielen die Japaner in die Mandschurei ein.
Edmund Heines
Gymnasiast, ledigEltern: Martha Heines (illeg.), Privatierin, München, Vater verstorben
30.01.1915: Rekr.Depot I, 9. F.A.R. kv 1 (als Freiwilliger eingetreten)
17.03.1915: 2. Ers. Battr.21.04.1915: 9. F.A.R. im Feld, 1. Battr.11.-19.10.1915: Lazarett Crefeld
20.10.-30.04.1916: Männer-Turnv. Laz. München
30.04.1916: 2. Ers. Battr.
19.07.1916: zur Inf.Gesch.Battr. 8 versetzt
Gemäß Fernschreiben der Inspektion d. I.G.B. Nr. II 150/18 zur besp. Inf.Gesch.Battr. 24 versetzt
19.04.1919: bei 1. Kompanie Obld. freiwillig eingetreten
17.10.1919: zum Laz. München entlassen
26.10.1915: überzähliger Gefreiter
21.06.1916: U.Offz.
27.04.1917: Vizewachtmeister d.R.
08.01.1918: Leutnant d.R.
1915: Stellungskämpfe an der Somme
1916: Sommeschlacht 1916 von Oktober ab
Dez. 16 – 01.10.1917: Kämpfe im Raum der VI. Armee
01.10.-01.12.1917: Flandernschlacht 1917
01.12.1917-09.04.1918: Stellungskämpfe im Raum der VI. Armee
09.04.17.09.1918: Schießen bei Armientieres und übrige Kämpfe in diesem Abschnitt
18.-22.09.1918: bewegliche Abwehrschlacht zwischen Oise und Aisne
11.03.1916: E.K. II laut Zeugnis vom 9. F.A.R.
11.05.1917: Königl. Bayer. Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Krone und Schwertern
1918: Königl. Bayer. Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern
E.K. I. Kl. gem. Wehrkreis Kdo. VII vom 10.07.1920 No. 41407/P2 5996
Adressbuch Breslau 1934:
Polizei-Präsident, Ober-Gruppenführer, Staatsrat, V Salvatorplatz 7